Österreich zählt europaweit zu den Ländern mit den höchsten Suizidraten; innerhalb Österreichs führt die Steiermark in dieser Negativrangliste. Die Zahlen sind Appell genug: Nach wie vor sind mehr Tode durch Suizid als durch Verkehrsunfälle zu beklagen.
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Dabei
sind die Ursachen komplex; bei insgesamt prozesshaftem Charakter sind
biologische, psychologische und soziale Risikofaktoren zu nennen, wobei
ergänzende psychosoziale Stressoren und aversive life events das Suizidrisiko
noch erhöhen.
In einer 2002 fertiggestellten, prospektiven Suizidstudie der Univ. Klinik für
Psychiatrie in Graz, sind nicht ausreichende aktive Problemlösestrategien, das
nicht Besprechen von Problemen, hohe Selbstaggressivität und eine negative
Selbstkommunikation als Risikofaktoren herausgearbeitet worden.
Für die Suizidprävention von großer Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass
bestimmte protektive Faktoren die Suizidgefahr entscheidend reduzieren können.
Die
kontinuierliche Umsetzung eines 2010 von der Stmk. Landesregierung beschlossenen
Suizidpräventionsprogramms soll durch Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit ein
Problembewusstsein für das Thema Suizidalität bei Betroffenen, Angehörigen,
MultiplikatorInnen und EntscheidungsträgerInnen zu schaffen und damit zu einer
Senkung der Suizidrate beitragen. Das
Präventionskonzept zielt darauf ab, auf drei parallel initiierten
Präventionsschienen Maßnahmen zu setzen.
Auf Ebene der Primärprävention werden für die steirische Bevölkerung „Erste
Hilfe Kurse für Krisen“ angeboten. Das Angebot ist speziell für die jeweiligen
Zielgruppen (Erwachsene, Kinder und Jugendliche, ältere Menschen)
zugeschnitten. Öffentliche Vortragsreihen stehen unter dem Motto „Wege aus der
Krise - Wissen hilft - Das Leben ist es wert!“ Es werden auch expertengeleitete
Gruppen für Betroffene und deren Angehörige angeboten. Die Allgemeinbevölkerung
wird zusätzlich über Messeaktivitäten und Informationsstände erreicht. Zusätzlich
werden Informationen über depressive Störungen und Krisenbewältigung über
Internet und Printmedien angeboten, und es wird intensiv mit
MedienvertreterInnen zusammengearbeitet.
Auf Ebene
der Sekundärprävention gibt es speziell zugeschnittene Weiterbildungsangebote für
psychosoziale Experten (ÄrztInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen,
SozialarbeiterInnen) und weitere helfende Berufsgruppen (Einsatzkräfte der
Polizei, Rettung, Feuerwehr, PädagogInnen an Schulen, Pflegepersonal,
MitarbeiterInnen diverser sozialer Einrichtungen, uvm.). Das Ziel ist die
Schulung von Berufsgruppen, die regelmäßig für Menschen in psychosozialen
Krisen, sowie Menschen mit psychischen Problemen die beste Betreuung und
Behandlung gewährleisten sollen.
Auf Ebene der Tertiärprävention soll ein weiterer Ausbau des psychosozialen
Versorgungsangebotes vorangetrieben werden, wobei dem Schwerpunktthema
Krisendienst besondere Aufmerksamkeit zukommt. Zusätzlich werden aktuell
spezialisierte Fortbildungskonzepte entworfen, um Berufsgruppen im Umgang mit
Betroffenen nach Suizidversuch zu schulen.
Betont sei die politische Signalwirkung, die dem steirischen Präventionsprojekt
zugrunde liegt und die einen Meilenstein für unser Gesundheitssystem bedeutet:
Ziel ist es, auf breiter Basis Menschen jene Ressourcen zur Verfügung zu
stellen, die wesentlich dazu beitragen können, sich erst gar nicht zur
Risikogruppe zu entwickeln!
Der Dachverband der sozialpsychiatrischen Vereine und Gesellschaften
Steiermarks ist mit der Umsetzung des Projektes betraut. Die in allen
steirischen Bezirken vorhandenen psychosozialen Beratungsstellen präsentieren
sich auf Basis von Personalkompetenz und regionalisiert anzubietenden
Präventionsmaßnahmen nicht zuletzt als gemeindenahe Kompetenzzentren zur
Suizidprävention.Momentan
ist das Angebot von GO-ON Suizidprävention Steiermark in den Regionen Murau-Murtal,
Bruck-Mürzzuschlag, Hartberg-Fürstenfeld, Voitsberg, Liezen, Deutschlandsberg
und Leibnitz verfügbar. Bis 2020 ist der flächendeckende Ausbau auf die gesamte
Steiermark geplant. Informationen und Kontakte unter www.suizidpraevention-stmk.at